Auswanderer-Saga 01 - Das goldene Ufer by Lorentz Iny

Auswanderer-Saga 01 - Das goldene Ufer by Lorentz Iny

Autor:Lorentz, Iny [Lorentz, Iny]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3426417928
Herausgeber: Verlagsgruppe Droemer...
veröffentlicht: 2014-03-26T16:00:00+00:00


8.

Walther wachte auf, als ihn jemand bei den Schultern rüttelte. Verwirrt öffnete er die Augen und sah im Schein der Kerze eine Frau in einem seidenen Nachthemd. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass das, was er für einen Traum gehalten hatte, Wirklichkeit gewesen war. Er war tatsächlich Gudula von Techan in deren Zimmer gefolgt und hatte sich mit ihr auf schamlose Weise gepaart.

Die Frau wies zur Tür. »Du musst jetzt gehen!«

Ihre Leidenschaft war gestillt, und nun war es vordringlich, dafür zu sorgen, dass niemand bemerkte, was in diesem Zimmer geschehen war. Ihr war klar, welche Folgen es für sie haben mochte, wenn der junge Bursche noch während ihrer Anwesenheit auf Renitz damit prahlte, sie besessen zu haben.

Kurz entschlossen nahm sie ihre Geldbörse, holte eine Handvoll Taler heraus und reichte sie Walther, ohne sie zu zählen. »Dafür hältst du den Mund, verstanden? Tust du es nicht, sorge ich dafür, dass du in deinem Leben nicht mehr glücklich wirst!«

Im ersten Moment wollte Walther ihr das Geld empört vor die Füße werfen, aber dann zögerte er. Auch wenn es ihn demütigte, von ihr wie ein bezahlter Lustknabe behandelt zu werden, so brachte das Geld ihn seinem Traum von Amerika näher.

»Ich werde schweigen, gnädige Frau. Von mir habt Ihr nichts zu befürchten.« Er stand auf und zog seine Kleider an. Die Münzen steckte er in seine Westentasche. Dann verbeugte er sich vor der Dame, öffnete die Tür und blickte hinaus. Im Flur war es noch dunkel, doch er wagte nicht, sie um die Kerze zu bitten. Leise tastete er sich zur Hintertreppe, stieg ins Erdgeschoss hinab und verließ das Schloss durch eine Seitentür.

Draußen tauchte der erste Schein des nahenden Tages die Landschaft in ein Dämmerlicht. Um vom Schloss aus nicht gesehen zu werden, schritt er so rasch aus, wie es in diesem Halbdunkel möglich war.

Als es heller wurde, zog er die Münzen aus der Tasche und zählte sie. Es waren mehr als einhundert Taler. Die Dame scheint mit meiner Leistung wirklich zufrieden gewesen zu sein, dachte Walther, lachte auf und schalt sich gleichzeitig einen Narren. Um seiner selbst willen hätte er Gudula von Techan zurückweisen müssen. Stattdessen hatte er sich ihren Wünschen gefügt und alles getan, um sie zufriedenzustellen.

Aber er wollte nicht sein Leben lang kriechen müssen, sondern ein freier Mensch sein und nach seinem eigenen Willen handeln.

Hier in diesem Land würde ihm das niemals gelingen. Sobald es möglich war, musste er Renitz verlassen und Gisela mitnehmen. Amerika war ein freies Land, und vielleicht war es ihr als Katholikin dort sogar erlaubt, einen Protestanten zu heiraten.

Für einen Augenblick stellte er sich vor, wie es sein würde, mit ihr das Bett zu teilen, schob diese Vorstellung aber rasch beiseite, weil sie ihm zu gefährlich erschien. Wenn einmal mehr aus Gisela und ihm werden sollte, so nur in allen Ehren und als verheiratetes Paar.



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